Kripperlschaun: Wo die Weihnachtskrippen in München stehen
Das „Kripperlschaun“ gehört zur Weihnachtszeit und ist auch in München ein beliebter Brauch. In der Münchner Innenstadt gibt es viele Möglichkeiten, die imposanten Szene der Weihnachtsgeschichte anzusehen und wir stellen die Schönsten vor.
Die Münchner Stadtkrippe und Oberammergauer Großkrippe
Die Münchner Stadtkrippe, 1953 vom Münchner Maler und Bildhauer Reinhold Zellner (1905 bis 1990) geschaffen, ist nicht nur für Krippenfreunde Anziehungspunkt im Prunkhof des Neuen Rathauses. Die altbayerische Weihnachtskrippe mit 23 Menschenfiguren und 28 Holztieren lebt von der Spannung zwischen orientalisch gekleideten Figuren und Hirten in alpenländischer Tracht.
Auf dem Marienplatz, Ecke Rindermarkt nahe beim Kripperlmarkt, ist die Oberammergauer Großkrippe der Münchner Krippenfreunde e.V. zu finden. Der bekannte Oberammergauer Holzschnitzer Georg Lang fertigte die fast lebensgroßen Holzfiguren dieser Krippe.
Der Kripperlmarkt am Alten Peter
Am Kripperlmarkt, gleich neben dem Alten Peter, bieten die Buden Krippen und Krippenzubehör an. Nur eine Kometenlänge vom Marienplatz entfernt, wo sich der traditionelle Münchner Christkindlmarkt mit seinem altbayrischen Charme vor der romantischen Kulisse des neugotischen Rathauses ausbreitet, befindet sich dieses einzigartige Eldorado für Krippenfreunde und solche, die es werden wollen – der Kripperlmarkt des Münchner Christkindlmarkts. Die Auswahl ist groß und etwas für jeden Geldbeutel: Große, orientalische Prunkkrippen, alpenländische Miniaturkripperl, hochwertige Schnitzerware aus Südtirol, Oberammergau und dem Erzgebirge, aber auch preiswerte, garantiert bruchsichere Krippenfiguren aus täuschend nach Holz aussehender Plastikmasse, ideal für die erste eigene Krippe junger Familien.
Einige Krippenhändler fertigen ihre Ware, zum Beispiel Krippenställe, noch selbst nach traditionellen Vorlagen, oftmals von Generation zu Generation überliefert. In sorgfältiger Kleinarbeit entsteht das Zubehör für den Stall. Von der Laterne über die Spreu für Ochs und Esel bis zu den Gaben der Heiligen Drei Könige findet sich hier alles, was für eine echte Krippe benötigt wird. Zu kaufen gibt es Dekorationsartikel aus Naturmaterialien, wie Moose und Rinden, ebenso wie für die USA geeignete, elektrische Krippenbeleuchtung. Einige Standler bieten auch Reparaturarbeiten, Restaurierungen und Sonderanfertigungen an.
Der Kripperlmarkt, erstmals 1757 belegt, ist eine Besonderheit des Münchner Christkindlmarktes und gilt als der größte in Deutschland. Diese Spezialabteilung hat eine lange Tradition und separierte sich Mitte des 19. Jahrhunderts als eigenständiger Bereich. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Weihnachts- und Krippenmarkt wieder vereint. Hier kann, mit Muße ausgesucht, ein Stück Weihnachten nach Hause getragen werden. Eine Erinnerung an die Kindheit, als das Kripperl neben dem Christbaum dem kleinen Beschauer eine wundersame Welt öffnete.
Die große Weihnachtskrippe in St. Maximilian, Glockenbachviertel
Graffitikunst hinterm Hochaltar und sogar in der großen Weihnachtkrippe von St. Maximilian. Wer genau hinschaut, entdeckt in der großzügig über Eck aufgebauten Krippe im rechten Seitenschiff direkt unter dem Maria-Otto-Altar mit den Reliefs zur Kindheitsgeschichte Jesu spannende Details, die passend zum Verlauf der Weihnachtsgeschichte aufgebaut sind.
Außerdem lässt sich an der farbenfrohen, großformatigen Krippenszene und dem sonstigen Weihnachtsschmuck in der Kirche wie dem Christbaum aus Holzbalken gut erkennen, dass die Gemeinde des unkonventionellen Pfarrers Rainer Maria Schießler Traditionen gern ins Hier und Jetzt holt.
Im Advent sind Maria und Josef mit ihrem Esel noch zwischen Hirten und Schafen und eben Römer-Graffiti an Bethlehems Hauswänden unterwegs. Doch zu den Weihnachtsfeiertagen zeigt die Szenerie in den liebevoll gestalteten Kulissen nach der „Herbergssuche“ die nächste Bibelszene rund um Geburt des Christkinds.
Osterrieders orientalische Krippenszene in St. Ursula, Schwabing
Noch bis Ende Januar 2023 können wechselnde Krippenthemen des Schwabinger Künstlers Sebastian Osterrieder in der Kirche am Kaiserplatz besucht werden. Gleich sieben nacheinander gezeigte Szenen wie unter anderem „Die Verkündigung“, „Die Rast der Könige“ oder „Die Geburt mit Hirten“ sorgen in der Adventszeit für Abwechslung und machen Lust auf regelmäßige Besuche.
Ein kleines Weihnachts-Highlight in der Krippenvitrine im östlichen Querschiff des „Schwabinger Doms“ ist der beleuchtete Nachthimmel mit winzigen Lichtpunkten, die die Sternkonstellation zur Zeit von Christi Geburt im Heiligen Land nachstellen.
Übrigens: Genau hier in der Pfarrkirche soll der Bildhauer und Krippenkünstler Sebastian Osterrieder, der mit seinem Atelier unweit in der Clemensstraße saß, schon 1922 seine erste Krippenszene ausgestellt haben. Zum Jubiläum gibt’s auch 100 Jahre später seine historischen Figuren nach originalgetreuem, orientalischem Vorbild gekonnt restauriert zu sehen.
Der Münchner Krippenweg in der Innenstadt
Im Jahr 1597 stellten die Jesuiten in der Kirche Sankt Michael in der Neuhauser Straße erstmals im München eine Weihnachtskrippe auf, die von der einheimischen Bevölkerung bestaunt wurde. Heute können Krippen-Fans auf einem Rundweg die Krippen der Münchner Innenstadt-Pfarreien besichtigen. Weihnachtskrippen mit der bildlichen Darstellung von Begebenheiten aus dem Alten und Neuen Testament sind eine Dokumentation religiöser Volkskunst.
Der Krippenweg im Dom
Im Dom zu Unserer Lieben Frau (Frauenkirche) gibt es 2022 erstmals einen gemeinsam vom Citypastoral und dem Verein Münchner Krippenfreunde e.V. realisierten Krippenweg. Noch bis zum 8. Januar 2023 sind im Dom nicht nur die angestammte Weihnachtskrippe, sondern zahlreiche weitere Krippen in separaten Kästen ausgestellt.
Unter dem Motto „Sichere Begleitung in unsicherer Zeit“ rückt dabei ein oft im Hintergrund stehender Akteur in den Blickpunkt: der Esel. Das Lasttier verkörpert in seiner „tragenden Rolle“ in der Weihnachtsgeschichte die Sehnsucht nach Stabilität und Sicherheit. Auf dem Krippenweg im Dom ist der Esel in fast jeder Inszenierung Bestandteil.
Die Krippen bilden eine Bandbreite verschiedener Künstler, Stilrichtungen, Zeitepochen und Themeninszenierungen ab. Neben den Exponaten gibt es weitere Angebote wie Musik, Erzählungen Bastelnachmittage und Führungen. Der Krippenweg ist täglich geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Krippensammlung im Bayerischen Nationalmuseum
Kaum jemand weiß, dass sich die wohl bedeutendste und künstlerisch wertvollste Krippensammlung der Welt in München befindet. Dort sind neben Figuren aus Bayern und Tirol auch Weihnachtsszenen aus den wichtigsten Krippenzentren Italiens zu sehen.
Einen Höhepunkt der Sammlung bilden mehr als zwanzig Krippeninszenierungen mit tausenden Figuren aus neapolitanischem Hof- und Adelsbesitz, die sich durch barocke Verspieltheit und einen Detailreichtum auszeichnen, wie er seitdem nicht mehr erreicht wurde.
Die Krippensammlung ist von Anfang November bis Ende Januar während der Museumszeiten geöffnet.
Die Isarkieselkrippe von H. J. Weimer
Mit seiner Isarkieselkrippe, ebenfalls im Prunkhof des Neuen Rathauses aufgestellt, vereint H. J. Weimer Natur und Kunst in einer weihnachtlichen Komposition. Die Krippenfiguren sind original Kieselsteine aus der Isar, die der Fluss in Millionen von Jahren geformt hat.